Balu Brigada - Backseat
Die Indie Rock Band Balu Brigada ist schon seit langem in der Indie Szene bekannt, doch mit "Backseat" ereichen Sie höchst verdient neue Höhen.
CATEGORY:
The Playlist
DATE:
10. Dezember 2025
Von:
Patrick S. Koch
Drei Minuten
Die Dankbarkeit, die ich verspüre, wenn sich ein Song die ersten 30 Sekunden mit rein instrumentalen Elementen vorstellt, ohne zwanghaft zu versuchen, sofort eine Hook aufzubauen, lässt sich nur schwer in Worte fassen.
Der Sound steht. Und mit „From the backseeeeeeeaat“ meldet sich schließlich die raue Stimme zu Wort – ohne dabei die Note über die volle Länge zu treffen. Ach, wie schön: ein Blick zurück in ein Land vor unserer Autotune-Zeit.
Doch was an Autotune eingespart wird, fließt kompromisslos ins Sidechaining. Und so duckt sich die tiefe Synth-Gitarren-Mischung vor jeder unaufhaltsam heranrollenden Kick artig weg und verleiht dem Song schon früh seinen unweigerlich kopfnickenden Rhythmus.
Die nach Balu aus dem Dschungelbuch benannten Neuseeländer wissen eben genau, wie man sich still und heimlich zum Indie-Fan-Favorite mausert. Was jetzt noch fehlt, ist eine Gitarre, die das Top-End bespielt, als gäbe es kein Morgen.
"So take my picture – my picture, picture"
Ich ertappe mich selbst dabei, wie ich aus purer Freude das P in Picture betone wie Lucius Malfoy in Harry Potter. Eine Hook, gemacht dafür, sich gegenseitig lauthals ins Gesicht zu brüllen. Oder spucken, wenn du Lucius heißt.
Wenn mein Auto ein Cabrio wäre, wäre jetzt der Moment gekommen, das Dach zu öffnen. Und nachdem sich die Chorus-Hook-Prozedur noch einmal wiederholt hat, sind wir schon bei 3:34 Minuten angekommen. Endlich ein Song, der über drei Minuten geht!!!
Zugabe
Doch um auch dem Letzten klarzumachen, dass dies kein reiner Chartstürmer, sondern ein bewusst für die Indie-Fanszene gebautes Stück ist, werden einfach noch drei Minuten pures Instrumental-Gold aus dem Ärmel geschüttelt. Ab 4:33 wird die BPM-Zahl heruntergeschraubt, ein völlig neuer Song stellt sich vor und verabschiedet sich nach über sechs Minuten mit einem badass Riff, das rein gar nichts mit dem eröffneten Song zu tun hat.
Style Götter
Die beiden Brüder Henry und Pierre Beasley haben es geschafft, einen Bandnamen zu tragen, den man eigentlich nur lieben kann. Und als wäre die herausragende Musik nicht schon Grund genug, setzt ihr Designer noch einen drauf: Sie sehen aus wie echte Rockstars. Irgendwie Oasis nur in schöner.
Bei diesem Antlitz wird sofort das unaufhaltsame Verlangen geweckt, mit dem VW-Bulli Richtung Küste zu fahren, Surfbretter aufs Dach zu schnallen und sich Omas Perlenkette umzuhängen.