Warum du Songs noch nie Original gehört hast
Du hast dir gerade die neuen AirPods Max gegönnt, da der Apple-Mitarbeiter dir geschworen hat, dass diese Kopfhörer die beste Soundqualität liefern – und BAAAM: Der neue Hafti-Track scheppert tatsächlich härter als je zuvor. Doch dann steigst du in den Mercedes AMG, drückst auf Play, und plötzlich klingt „RADW“ komplett anders. Der Bass fühlt sich anders an, die Höhen schneiden, die Stimme wirkt weiter weg. Also: Warum klingt ein Song auf jeder Anlage anders? Und vor allem: Warum zum Teufel hören wir eigentlich nie das „Original“?
CATEGORY:
Nerd
DATE:
25. August 2025

AirPods rein, Noise-Cancelling an.
Wenn sich jetzt nicht gerade ein Air Pod dem Laden verweigert hat, ist der Moment gekommen, den Lautstärkeregler auf zehn vor Gehörsturz zu stellen. Während das Release-Radar versucht, mich mit neuen Songs zu überzeugen, öffne ich die Spotify-Einstellungen.
Mal sehen:
Unangemessene Inhalte erlauben – ja bitte.
Autoplay – check.
Audioqualität – automatisch.
Biblio… warte, was?!
Die neuen AirPods kosten 250 €, aber meine Audioqualität ist mal so, mal so? Die Optionen reichen von niedrig bis Lossless Und ich bitte doch sehr darum, mir das neue Fred-Again-Album in Lossless anhören zu dürfen. Heinz-Dieter sitzt ja schließlich auch nicht vor seinem 4K-Ultra-HD-65-Zoll-Fernseher und schaut Sturm der Liebe in 240 Pixeln.
Auf den Schock erstmal Spotify schließen und Soundcloud öffnen. Da gibt’s eh mehr Auswahl. Zum Beispiel der SSIO x Stardust „Kanalreiniger“ Remix!!!
Click.
BAAAM. Von zehn vor auf zehn nach Gehörsturz in unter 2 Sekunden. Eine Tinnitus-Erfahrung, welche ansonsten nur Konzertbesuchern auf dem Weg nach Hause zu Teil werden darf.
Aber was ist jetzt eigentlich die „Original-Song-Experience“?
Naja – es gibt sie nicht. Zumindest nicht so, wie du denkst. Bevor ein Song in deiner Ohrmuschel landet, durchläuft er nämlich mehrere Stationen…
Das Mastering
Natürlich gehört das Mastering zum Entstehungsprozess eines Songs, aber genau hier beginnt bereits der Kompromiss. Hot N Cold von Katy Perry muss überall gut klingen: auf der Anlage im Citroën C3 Picasso, auf den Mini-Lautsprechern deines Smartphones und auf der Club-PA, die halb Berlin durchschüttelt.
Um das zu erreichen, wird im Mastering komprimiert, gepresst, gewalzt. Compression sorgt dafür, dass nicht plötzlich der Bass im Citroën schlapp macht und der Subwoofer verzweifelt nach Luft ringt. Sie verhindert Übersteuerung, glättet Lautstärkespitzen und sorgt dafür, dass jedes Element hörbar bleibt – egal auf welchem System.
Doch dieser Kompromiss hat einen Preis:
Der Song klingt überall „gut“, aber nirgendwo perfekt.